Was kann man als Betroffener von der Psychoonkologie erwarten?
Sicherlich sind die Einsatzbereiche der PO sehr abhängig von dem Zeitpunkt, zu dem man erstmals nach einer Krebsdiagnose oder –operation überhaupt von den Möglichkeiten psychosozialer- bzw. psychoonkologischer Betreuung erfährt und sich dafür interessiert oder sich darauf einlässt.
Grundsätzlich ist der psychoonkologische Ansatz in allen Phasen darauf ausgerichtet, die psychosoziale Versorgung des Patienten und seiner Angehörigen sicherzustellen. Vor allem mit dem Ziel, die Krankheitsbewältigung zu unterstützen, die psychischen Belastungen zu mindern und zu einer Verbesserung der Lebensqualität beizutragen.
Hierzu gehören aufklärende Gespräche, ebenso wie therapeutische Unterstützung und Begleitung bei der Verarbeitung der Diagnose, und den Behandlungen und Folgen einer Krebserkrankung
Neben den üblichen therapeutischen Vorgehensweisen bei der Verarbeitung problematischer/belastender Lebenssituationen sind eine Reihe spezifischer Gesundheitstrainingsprogramme für die Bewältigung einer Krebserkrankung entwickelt worden.
Als wesentlicher Baustein wird bei allen Vorgehensweisen das Thema Entspannung angesehen. Und zwar als notwendiger Gegenpol zu Anspannungs- und Erschöpfungsstress, bedingt durch die Behandlungsschritte, Kontroll- und Arzttermine, besonders bzgl. aller körperlicher und seelischer Belastungen und Ängste.
Hier kommen je nach Behandler und Betroffenen die unterschiedlichsten Entspannungsmethoden zum Einsatz, angefangen vom Autogenen Training, über die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Meditationen, Qi Gong, Trancereisen und viele andere. Neben dem reinen Entspannungseffekt wissen wir, dass damit ein wesentlicher Grundstein für ein stabil wirksames Immunsystem gelegt werden kann.
Bei Anspannung und Stresssituationen die dauerhaft sind, wird auch das Blutversorgungssystem entsprechend andauernd derart gelenkt, dass es den Hauptanteil des Blutes in die Peripherie lenkt in Erwartung und Vorbereitung von Abwehr- bzw. Fluchtreaktionen. So entsteht u. U. für lang anhaltende Zeiten eine Unterversorgung für das Organsystem und auch im Knochenmark, das für die Produktion der weißen Blutkörperchen von maßgeblicher Bedeutung ist.
Darüber hinaus wird in vielen Situationen ein tiefer Entspannungszustand dazu genutzt, überzuleiten in eine Vorstellungsübung. Hierbei sollte ein möglichst tiefer Entspannungseffekt erreicht sein, der von Alpha Wellen der Gehirnaktivität gekennzeichnet ist. Zum einen sind in diesem Zustand die kreativen Fähigkeiten besonders ausgeprägt, neue innere Bilder und Realitäten können geschaffen werden. Zum anderen besteht auch eine höhere Bereitschaft unseres neuronalen Systems, neue Impulse aufzunehmen und bei genügender Wiederholung auch die Ausprägung neuer Strukturen, sowohl im Verhaltens- wie auch im körperlich-physiologischen Bereich zu begünstigen bzw. festzusetzen.
Visualisierungsübungen können vielfältig an die jeweiligen Situationen der Patienten angepasst werden. In diesem Zusammenhang ist ein hypnotherapeutisches Vorgehen mit all seinen vielfältigen Möglichkeiten von unschätzbarem Wert. Ganz besonders bei der Vorbereitung und Begleitung von Chemotherapien und für Schmerzpatienten.
Selbstverständlich auch in den Übungen zur Stärkung des Abwehrsystems, zur Neuorientierung, Lebensplanung und Zielerreichung.
Sie können auch darin unterstützen, belastende Situationen mit einer geänderten Haltung zu begegnen. Und somit auch besser zu verarbeiten. Möglicherweise finden bei entsprechender Anregung die erlebten inneren Bilder auch Ausdruck im kreativen Malen oder Gestalten. Die erhaltenen Eindrücke gewinnen an Kraft und bleiben beständiger haften. Von großer Bedeutung ist die oben erwähnte Auseinandersetzung mit einer Lebenszielfindung, Strategien der Zielerreichung und daraus resultierend oft eine Neuorientierung in Bezug auf Wesentliches und Werte.
In diesem Zusammenhang kann die Arbeit mit LBL Rückführungen bedeutsam sein, die häufig einen Einblick in die eigene eigentliche Seelenaufgabe vermittelt. Sehr hilfreich ist es oft, einen Dialog zwischen den Betroffenen und Angehörigen einzuleiten und damit zu mehr Verständnis und Verstehen zu fördern. Vor allem ein Wissen und verstehen um die Sorgen, Befürchtungen und Ängste, aber auch Wünsche auf beiden Seiten. Von großer Bedeutung ist natürlich eine gute psychotherapeutisch- psychosoziale Betreuung beim Auftauchen von Rezidiven oder Metastasen und besonders natürlich bei Fortschreiten der Erkrankung bis hin zur Begleitung in der Sterbephase.